Finanzmärkte
Von Juni 2007 bis Mitte Mai 2008 wuchs sich die Besorgnis über Verluste aus US-Subprime-Hypothekenkrediten zu weitreichenden Anspannungen im Finanzsektor aus. Was anfänglich als begrenztes Problem erschien, übertrug sich schnell auf andere Segmente des Kreditmarktes und auf die Finanzmärkte insgesamt mit der Folge, dass in großen Teilen des Finanzsystems erhebliche Funktionsstörungen auftraten. Eine rasant steigende Liquiditätsnachfrage löste in Verbindung mit wachsenden Bedenken bezüglich des Kontrahentenrisikos einen beispiellosen Druck an den wichtigsten Interbankmärkten aus. Zugleich brachen die Anleiherenditen in den fortgeschrittenen Industrieländern ein, da die Anleger aus Sorge über eine mögliche Konjunkturabschwächung Sicherheit suchten. Die Aktienmärkte in den fortgeschrittenen Industrieländern waren ebenfalls geschwächt, wobei Finanztitel besonders stark von einer Verkaufswelle betroffen waren. Die Finanzmärkte aufstrebender Volkswirtschaften boten einen Lichtblick, denn sie zeigten sich - im Unterschied zu früheren Phasen allgemeiner Marktschwäche - widerstandsfähiger als die Märkte der fortgeschrittenen Industrieländer.
Die Finanzmarktturbulenzen, die Mitte Juni 2007 ihren Anfang nahmen, durchliefen sechs Phasen:
- Infolge umfangreicher Ratingherabstufungen von mit Subprime-Hypotheken unterlegten Wertpapieren und der Auflösung einiger Hedge-Fonds mit Subprime-Engagement weiten sich die Spreads auf Hypothekenprodukte drastisch aus;
- ab Mitte Juli dehnt sich die Verkaufswelle auf ein breites Spektrum anderer Kredit- und Finanzmärkte aus und erfasst strukturierte Finanzprodukte ganz allgemein;
- ab Ende Juli greifen die Turbulenzen auf die kurzfristigen Kreditmärkte und vor allem auf die Interbankgeldmärkte über;
- ab Mitte Oktober treten größere Probleme im Finanzsektor auf, z.B. bei Anbietern von Finanzgarantien;
- ab Anfang 2008 sind die Finanzmärkte vor dem Hintergrund erheblich eingetrübter Wirtschaftsaussichten für die USA zunehmend in ihrer Funktion gestört, und gleichzeitig wächst die Besorgnis über systemweite Risiken, sodass selbst die Spreads auf Vermögenswerte erstklassiger Qualität auf ein ungewöhnlich hohes Niveau ansteigen;
- im März 2008 schließlich tritt im Zuge der von der Federal Reserve ermöglichten Übernahme einer in Schwierigkeiten geratenen US-Investmentbank eine Erholung ein, wovon allerdings der Interbankmarkt für Termingeld ausgeschlossen bleibt.