Einleitung: Das Ende einer unhaltbaren Situation
Nach mehreren Jahren kräftigen Wachstums der Weltwirtschaft, niedriger Inflation und stabiler Finanzmärkte verschlechterte sich die Lage im Berichtszeitraum rasant. Besonders bemerkenswert war das Auftreten der Turbulenzen am US-Markt für Subprime-Hypotheken: Sie griffen sehr rasch auf viele andere Finanzmärkte über und weckten schließlich Zweifel an der Angemessenheit der Eigenkapitalausstattung einiger großer US und europäischer Banken. Gleichzeitig verlangsamte sich das Wachstum in den USA infolge von Rückschlägen am Wohnimmobilienmarkt deutlich, und die Inflation stieg weltweit beträchtlich an, insbesondere unter dem Einfluss höherer Rohstoffpreise.
Der Grund für diesen abrupten Wandel der finanziellen Rahmenbedingungen waren einigen Kommentatoren zufolge Schwächen in der Art und Weise, wie das seit Langem gängige Originate-to-distribute-Modell - die Verbriefung und Veräußerung von Bankkrediten - in den letzten Jahren auf neuartige Hypothekenprodukte angewandt wurde. Andere merkten hingegen an, dass die abrupte Verschlechterung sowohl der finanziellen als auch der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mehr der typischen Korrekturbewegung nach einem Kreditboom ähnelte. Mehrere Faktoren scheinen diese zweite Hypothese zu stützen: das vorherige rasche Wachstum der Geldmengen und Kreditaggregate weltweit, eine längere Phase niedriger realer Zinssätze, ungewöhnlich hohe Preise zahlreicher Vermögenswerte (sowohl Finanz als auch Sachwerte) sowie die Art und Weise, wie das Ausgabenverhalten in verschiedenen Ländern (insbesondere in den USA und China) das jeweilige Stadium ihrer finanziellen Entwicklung widerspiegelte (und den Verbrauch bzw. die Investitionen ankurbelte).
Zwar ergriffen die Zentralbanken aller wichtigen Finanzplätze Maßnahmen, um die Finanzmärkte wieder liquide zu machen, erhebliche Unterschiede bestanden jedoch - angesichts der binnenwirtschaftlichen Lage - bei der Festlegung der Leitzinssätze. Für einige Zentralbanken war die tatsächliche Teuerung der größere Anlass zur Sorge, und sie hoben die Leitzinssätze an; andere hingegen senkten sie, weil sie dem Disinflationsdruck, der bei einer Wachstumsabschwächung wohl eintreten würde, mehr Gewicht beimaßen.