Der Finanzsektor in den fortgeschrittenen Industrieländern
Die insgesamt solide Geschäftsentwicklung der Finanzinstitute in den fortgeschrittenen Industrieländern setzte sich während des Berichtszeitraums fort. Die Banken profitierten wiederum von einem allgemein günstigen Kreditumfeld und einem lebhaften Retail-Geschäft. Die Investmentbanken verzeichneten aufgrund des wachsenden Kapitalmarktgeschäfts und eines Private-Equity-Booms erneut Rekordgewinne. Angesichts der rückläufigen Renditen von Hedge-Fonds fielen deren Mittelzuflüsse im Vergleich zu früheren Jahren bescheiden aus. Hedge-Fonds werden jedoch zunehmend ins internationale Finanzsystem integriert, da von einem immer breiteren Anlegerspektrum diverse Ansprüche an sie gestellt werden und der Druck zu vermehrter Offenlegung oder Einhaltung detaillierterer Vorschriften wächst. Die Bilanzen der Lebensversicherer verbesserten sich, während sich die Gebäude- und Schadenversicherer ohne größere Probleme von dem für sie kostspieligen Jahr 2005 weiter erholten.
Die gegenwärtige Gewinnsituation verstärkt das bereits solide Eigenkapitalpolster der Finanzinstitute, was darauf schließen lässt, dass sie gegen kurzfristig zu erwartende Belastungen gut gewappnet sind und dass die Finanzsysteme in der Lage sein sollten, einzelfallspezifische Stressphasen zu verkraften. Die Banken befinden sich heute allgemein in einer günstigeren Ausgangsposition, als es zu vergleichbaren Zeitpunkten in früheren Konjunkturzyklen der Fall war. Die potenziell bedeutenderen Schwachstellen sind indirekter Natur und konjunkturell bedingt. Welche Konsequenzen die Risiken haben, die in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Immobilienanlagen und dem Fremdfinanzierungsboom eingegangen wurden, wird entscheidend von der künftigen Zinsentwicklung und der gesamtwirtschaftlichen Lage abhängen.
Die Globalisierung des Finanzsektors als bedeutender struktureller Trend hat wichtige Auswirkungen auf Organisation, Geschäftsstrategien und Risikoprofile der Banken. Grenzüberschreitende Fusionen und vermehrte Engagements im Ausland haben ein Netz internationaler Kapitalströme geschaffen, das Gewinn- und Diversifizierungsmöglichkeiten bietet. Allerdings bergen diese Strategien auch Risiken hinsichtlich der Entwicklung sowohl der einzelnen Institute als auch der jeweiligen Volkswirtschaft insgesamt. Deshalb hat die Internationalisierung des Bankgeschäfts auch Konsequenzen für die Finanzaufsicht, was sowohl die Gestaltung der Aufsichtsstrukturen als auch die Kalibrierung der einzusetzenden Instrumente anbelangt.