Zentralbanken müssen sich auf die tiefgreifenden Auswirkungen von KI auf Wirtschaft und Finanzsystem vorbereiten: BIZ
- Die Zentralbanken sollten sich mit künstlicher Intelligenz (KI) auseinandersetzen, um ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Finanzsystem zu antizipieren und sie in ihren eigenen Tätigkeiten zu nutzen. Die weitverbreitete Nutzung von KI könnte sich auf die Inflationsdynamik auswirken.
- Der Finanzsektor ist den Chancen und Risiken der KI besonders ausgesetzt. Zu den Chancen gehören verbesserte Kreditvergabe und ein effizienterer Zahlungsverkehr, während raffinierte Cyberangriffe zu den Risiken gehören.
- Die zunehmende Bedeutung von Daten als Grundgerüst der KI-Revolution macht eine Zusammenarbeit unter Zentralbanken immer notwendiger.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat heute erklärt, dass die Zentralbanken die neue Technologie nutzen sollten. Sie fordert die politischen Entscheidungsträger auf, die transformativen Auswirkungen der KI auf die Wirtschaft zu antizipieren und KI zu nutzen, um ihre Analyseinstrumente zu verbessern. Dadurch sollen Finanz- und Preisstabilität gewährleistet werden.
Im Sonderkapitel des BIZ-Jahreswirtschaftsberichts 2024 werden die Auswirkungen neuer KI-Anwendungen für Zentralbanken erläutert. KI wird sich auf das Finanzsystem, die Arbeitsmärkte, die Produktivität und das Wirtschaftswachstum auswirken. Bei weitverbreiteter Nutzung könnte sie Unternehmen helfen, ihre Preise als Reaktion auf makroökonomische Veränderungen schneller anzupassen, was Auswirkungen auf die Inflationsdynamik haben könnte. Zentralbanken werden direkt von dieser Entwicklung betroffen sein, da sie KI-Tools aktiv nutzen müssen, um ihre Rolle als Währungshüter zu erfüllen.
Zentralbanken nutzen KI für verschiedene Anwendungen, darunter die Verbesserung von Prognosen durch die Nutzung von Echtzeitdaten. Mit Hilfe von KI können sie die Inflation und andere wirtschaftliche Variablen besser vorhersagen. Sie ermöglicht es den Zentralbanken auch, Schwachstellen im Finanzsystem aufzuspüren, was zu einem besseren Risikomanagement führt. Durch KI sind Daten zu einer noch wertvolleren Ressource geworden. Sie bilden das Grundgerüst für den Einsatz der Technologie in Zentralbanken.
KI-Modelle der neuen Generation haben unsere kollektive Vorstellungskraft durch ihre Fähigkeiten beflügelt, aber sie haben auch einen direkten Einfluss darauf, wie Zentralbanken ihre Aufgaben erfüllen. Riesige Datenmengen könnten uns schnellere und umfassendere Informationen liefern, um Auffälligkeiten und latente Risiken in der Wirtschaft und im Finanzsystem zu erkennen. All dies könnte den Zentralbanken helfen, die Wirtschaftsentwicklung besser vorherzusagen und zu beeinflussen.
Die Auswirkungen auf die Nachfrage und damit auf den Inflationsdruck werden davon abhängen, wie schnell Arbeitnehmer neue Arbeitsplätze finden können, sollte KI ihre Jobs ersetzen und ob Haushalte und Unternehmen richtig einschätzen, inwiefern sie von KI profitieren werden. Kurzfristig könnte das Angebot die Nachfrage übersteigen, was den Inflationsdruck verringern könnte, aber diese Effekte könnten sich im Laufe der Zeit umkehren, wenn die Nachfrage durch höhere Einkommen steigt. Die Zentralbanken müssen diese Dynamik berücksichtigen.
Im Finanzsektor kann KI die Effizienz verbessern und die Kosten im Zahlungs- und Kreditsystem sowie im Versicherungs- und Vermögensverwaltungssektor senken, so der Bericht. Die BIZ warnt jedoch, dass KI auch Risiken mit sich bringt, wie z.B. neue Arten von Cyberangriffen, und bestehende Risiken verstärken kann, wie z.B. Herdenbildung, Bank runs und Notverkäufe.
Der BIS Innovation Hub testet gemeinsam mit Zentralbankpartnern die Fähigkeiten von KI in verschiedenen Bereichen.
Zentralbanken nutzen Maschinelles Lernen schon seit geraumer Zeit und sind daher gut positioniert, um die Fähigkeiten der KI, riesige Mengen unstrukturierter Daten zu strukturieren, optimal zu nutzen.
Projekt Aurora untersucht beispielsweise, wie man Geldwäscheaktivitäten anhand von Zahlungsverkehrsdaten aufspüren kann, und Projekt Raven nutzt KI, um die Cyber-Widerstandsfähigkeit zu verbessern, um nur zwei Beispiele aus unserem Portfolio zu nennen.
Hinweis an die Redakteure:
- Der BIS Innovation Hub zielt auf die Entwicklung öffentlicher Güter im Technologiebereich ab.
- Der vollständige BIZ-Jahreswirtschaftsbericht 2024 und der BIZ-Jahresbericht 2023/24 werden am 30. Juni veröffentlicht.