Vertrauen - der Schwachpunkt heutiger Kryptowährungen
Die Art und Weise, wie Kryptowährungen Vertrauen schaffen, begrenzt ihr Potenzial, herkömmliches Geld zu ersetzen, schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem neuen Wirtschaftsbericht, der die im bisherigen BIZ-Jahresbericht publizierte Analyse zur Weltwirtschaft sowie zwei Sonderkapitel enthält.
Im ersten Sonderkapitel zum Thema Kryptowährungen argumentiert die BIZ, dass die dezentralisierte Technologie, auf der private digitale Werteinheiten basieren, nicht die Funktion der bewährten Zentralbanken übernehmen kann. Die heutigen Kryptowährungen werden mit der steigenden Zahl ihrer Teilnehmer immer unpraktischer in ihrer Nutzung. Bei herkömmlichem Geld ist das Gegenteil der Fall: Es erfüllt seinen Dienst umso besser, je mehr Menschen es verwenden und ihm vertrauen.
"Geld ist wertvoll, weil es genutzt wird", sagt Hyun Song Shin, Volkswirtschaftlicher Berater und Leiter der Wirtschaftsforschung. "Ohne Nutzer wäre es bedeutungslos. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Stück Papier oder um digitale Tokens handelt."
Der Weg zu einem makrofinanziellen Stabilitätskonzept
Das zweite Sonderkapitel befasst sich mit makroprudenziellen Handlungsrahmen. Es zeigt, dass seit der Krise beträchtliche Fortschritte im Umgang mit systemweiten Finanzstabilitätsrisiken erzielt worden sind und ein breites Spektrum an Instrumenten eingesetzt wird. Bisher konzentrieren sich die Maßnahmen hauptsächlich auf Banken. Sie sollten jedoch auch auf andere Finanzmarktakteure ausgeweitet werden, beispielsweise auf Kapitalanlagegesellschaften. Makroprudenzielle Handlungsrahmen stärken die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems. Alleine haben sie es allerdings nicht geschafft, gefährliche Finanzbooms zu verhindern.
"Es ist wichtig, dass makroprudenzielle Maßnahmen Teil eines breiter angelegten, ganzheitlicheren makrofinanziellen Stabilitätskonzepts sind. Ein solches Stabilitätskonzept umfasst nicht nur Aufsichtsmaßnahmen, sondern auch geld-, fiskal- und selbst strukturpolitische Maßnahmen", betont Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung.
Neben dem Wirtschaftsbericht veröffentlicht die BIZ in diesem Jahr auch einen neu gestalteten Geschäftsbericht, in dem die Tätigkeiten und der Jahresabschluss der Bank für das vergangene Geschäftsjahr präsentiert werden.
Die beiden Sonderkapitel des Wirtschaftsberichts erscheinen bereits am 17. Juni. Der vollständige Wirtschaftsbericht und der Geschäftsbericht 2017/18 werden am 24. Juni veröffentlicht.