Angespannte Ruhe vor Anhebung der US-Leitzinsen
Das Marktgeschehen im vierten Quartal 2015 wurde bestimmt durch das Zusammenspiel der veränderten Aussicht auf eine geldpolitische Normalisierung in den USA, der Schwachstellen in aufstrebenden Volkswirtschaften und der geldpolitischen Lockerung in anderen wichtigen fortgeschrittenen Volkswirtschaften.
Nach dem Kurseinbruch im August kehrte im Oktober wieder mehr Ruhe an den Märkten ein. Die Befürchtung, dass es zu einer Krise in den aufstrebenden Volkswirtschaften kommen würde, schwand, als sich die Aktien- und Devisenmärkte Chinas - das Epizentrum der Turbulenzen - stabilisierten. Nach staatlichen Interventionen in den aufstrebenden Volkswirtschaften und in Erwartung einer weiterhin lockeren Geldpolitik in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften, auch in den USA, hellte sich die Marktstimmung wieder auf. Die Vermögensmärkte weltweit erholten sich kräftig, und die Volatilität ging zurück.
Nach der Oktober-Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve und der Veröffentlichung robuster Beschäftigungszahlen für die USA Anfang November kippte die Marktstimmung. Beide Ereignisse liessen eine Anhebung der US-Leitzinsen im Dezember wahrscheinlicher erscheinen. In dem Anziehen der Renditen von US-Anleihen und der erneuten Aufwertung des Dollars spiegelte sich die Erwartung der Märkte wider, dass die geldpolitischen Rahmenbedingungen in den wichtigsten fortgeschrittenen Volkswirtschaften auseinanderdriften würden.
Obwohl in den aufstrebenden Volkswirtschaften besonders umfangreiche Neubewertungen vorgenommen wurden, waren die Marktreaktionen kurzlebig. In den ersten fünf Tagen nach Veröffentlichung der US-Beschäftigungszahlen reagierten die Aktien-, Anleihe- und Devisenmärkte ähnlich wie beim Tapering-Schock Mitte 2013. Doch im Gegensatz zur damaligen fortschreitenden Verschlechterung hatten die Märkte Mitte November die Verluste in den verschiedenen Kategorien von Vermögenswerten aufstrebender Volkswirtschaften weitgehend wieder wettgemacht.
Die kurzlebigen Marktreaktionen könnten darauf schliessen lassen, dass aufstrebende Volkswirtschaften in der Lage sind, die Aussicht auf eine restriktivere US-Geldpolitik zu verkraften. Allerdings erhöhen ungünstigere Finanzmarktbedingungen zusammen mit einem schwächeren Konjunkturausblick und einer stärkeren Reagibilität auf US-Zinssätze die Gefahr negativer Spillover-Effekte auf aufstrebende Volkswirtschaften, wenn die Zinssätze in den USA dann tatsächlich ansteigen. Ausserdem könnten restriktivere Finanzierungsbedingungen die in einigen aufstrebenden Volkswirtschaften zunehmenden Risiken für die Finanzstabilität noch verschärfen.